Selbst Luxusliner „Queen Mary II“ hatte sie schon mit an Bord: Noroviren plagten auf dem Ozeanriesen Reisende mit Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Die hoch ansteckenden Erreger breiten sich immer dann besonders schnell aus, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen kommen – wie zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffen. Weit häufiger macht die Magen-Darm-Infektion allerdings in Kindergärten, Schulen, Kliniken und Altenheimen die Runde. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Norovirus-Infektion dauert es manchmal nur wenige Stunden.
Die Krankheit ist unangenehm, aber nur selten lebensgefährlich. Die Symptome sind die einer Gastroenteritis – umgangssprachlich auch Magen-Darm-Grippe, Magen-Darm-Infekt oder Bauch-Grippe genannt. Meist ist der Brechdurchfall nach wenigen Tagen wieder vorüber. Bei Kindern, älteren oder geschwächten Menschen kann es aber auch Komplikationen geben.
Medikamente oder eine Impfung gegen die Noro-Viren gibt es nicht. Die beste Vorbeugung ist eine gute Hygiene.
Einige Stunden bis zu zwei Tage nach der Noroviren-Infektion beginnt die Krankheit meistens sehr plötzlich mit Übelkeit, starkem Erbrechen, Bauchkrämpfen und Durchfall. Die Betroffenen fühlen sich elend, matt und schwindelig. Leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sind häufige Begleitsymptome.
Die Infektion kann unterschiedlich verlaufen. In der Regel klingt die akute Phase schon zwei bis drei Tage später wieder ab. Je nach Konstitution des Patienten zieht sie sich auch einmal länger hin, oder sie verursacht nur sehr leichte Beschwerden. Normalerweise heilt die Erkrankung folgenlos wieder aus.
Noroviren sind weltweit verbreitet – und wahre Überlebenskünstler: Sie halten sich auf Gegenständen wie Handtüchern, Türklinken, Treppengeländern, Wasserhähnen oder Toilettensitzen. In Lebensmitteln können sie – auch gekühlt oder sauer eingelegt – gut überdauern. Selbst Hitze lässt die winzigen Krankmacher weitgehend unbeeindruckt: So überstehen sie Temperaturen bis +60 Grad Celsius für mehrere Minuten.
Kranke scheiden die Erreger in großer Zahl mit dem Erbrochenen und über den Stuhl aus. Auch wenn sich die Symptome wieder gelegt haben, besteht noch mindestens zwei Tage lang Ansteckungsgefahr. Im Stuhl bleiben die Viren bis zu zwei Wochen nach der Infektion nachweisbar, in manchen Fällen sogar länger.
Schon weniger als 10 Noroviren können krank machen. Meistens schnappt man die Erreger beim direkten Kontakt von Mensch zu Mensch auf, etwa beim Händeschütteln. Auch über verunreinigte Gegenstände (insbesondere häufig berührte Kontaktflächen wie Türdrücker etc.) oder Speisen wandern die Erreger zu ihrem nächsten Opfer. Kurze Distanzen können sie auf dem „Luftweg“ überbrücken – eingeschlossen in winzige Tröpfchen, die beim Erbrechen in die Umgebung gelangen.
Immun nach dem Leiden? Von wegen! Eine Norovirusinfektion führt nicht zu einer relevanten Immunität. Wer die Erkrankung überstanden hat, kann sich durchaus erneut anstecken. Ähnlich wie Grippeerreger sind Noroviren äußerst wandlungsfähig. Es gibt sie in zahlreichen Varianten. Nach einem einzigen Kontakt hat unser Immunsystem noch keinen ausreichenden Schutz vor den Erregern aufgebaut.
In den Wintermonaten häufen sich erfahrungsgemäß die Norovirus-Infektionen. Insgesamt gehen 30 bis 50 Prozent aller viralen Durchfallerkrankungen auf ihr Konto.
Häufig kann die Diagnose schon aufgrund des typischen Verlaufs und der Symptome vermutet werden. Im Zweifel kann eine Stuhlprobe des Patienten auf Krankheitserreger untersucht werden. Da dies einige Tage dauern kann, ist es wichtig, Hygienemaßnahmen schon bei dringendem Verdacht zu beginnen, um keine Zeit zu verlieren.
Werden Noroviren nachgewiesen, besteht nach dem Infektionsschutzgesetz eine Meldepflicht an das Gesundheitsamt. Öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Altenheime müssen auch melden, wenn sich akute Magen-Darm-Infektionen häufen.
Damit sich die Krankheit in Gemeinschaftseinrichtungen nicht ausbreitet, gelten strikte Hygienevorschriften und die folgenden Regeln:
Ein spezifisches Mittel gegen den Erreger existiert nicht. Es lassen sich nur die Beschwerden lindern.
Ausreichend trinken ist wichtig, auch wenn den Betroffenen nicht danach zumute sein sollte. Denn Durchfall und Erbrechen entziehen dem Körper reichlich Wasser und Salze (Elektrolyte). Verdünnte Säfte, Brühe oder Tee mit etwas Zucker und Salz gleichen diese Verluste aus. In der Apotheke gibt es spezielle Elektrolyt-Mischungen in Pulverform zu kaufen. Sie werden mit Wasser angerührt und ersetzen Salz und Flüssigkeit in optimaler Konzentration.
Trotz Übelkeit sollten die Erkrankten versuchen, auch ein wenig zu essen – am besten leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Zwieback oder Weißbrot. Die angegriffene Darmschleimhaut kann sich dann besser wieder erholen.
Gefährlich wird der Flüssigkeitsverlust vor allem für Kinder und ältere oder geschwächte Menschen. Sie können schnell und lebensbedrohlich austrocknen. Im Zweifel sollte lieber zu früh als zu spät ein Arzt zurate gezogen werden. Er kann die fehlende Flüssigkeit notfalls über einen Tropf zuführen. In schweren Fällen wird ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Eine Impfung oder Medikamente zum Schutz vor Noroviren gibt es nicht. Die Erreger sind äußerst ansteckend. Eine Infektion ist deshalb nicht immer zu verhindern.
Ein paar Regeln helfen jedoch, die Absteckungsgefahr zu senken:
Die Empfehlungen gelten auch dann noch eine Weile, wenn sich der Betroffene wieder gut fühlt, denn er scheidet noch zwei Wochen Noroviren über den Stuhl aus.
Seit einigen Jahren sorgen Noroviren immer wieder für Schlagzeilen. Die Krankheitszahlen in Deutschland steigen, meldet das Berliner Robert Koch-Institut, das im Auftrag der Bundesregierung Krankheiten erforscht und überwacht.
Ja und nein, sagen Experten. Sie raten, die Krankheit ernst zu nehmen. Denn sie provoziert etliche Arbeitsausfälle und damit auch Kosten. Für Kleinkinder und alte Menschen kann sie tatsächlich bedrohlich werden. Aber auch bei jungen, gesunden Menschen kann eine ärztliche Behandlung nötig werden. Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Norovirus-Infektion zu sterben, insgesamt gering: Sie liegt bei weniger 0,1 Prozent aller Fälle.
Panik ist also fehl am Platz. Und auch Horrormeldungen über Spätfolgen, wie sie immer wieder durch die Presse geistern, mangelt es an Wahrheitsgehalt.
Dass die Zahlen ansteigen, hat plausible Gründe. Zum einen wird die Erkrankung stärker wahrgenommen und ist leichter zu diagnostizieren:
Zum anderen gibt es offenbar eine echte Zunahme in der Bevölkerung. Dies ist zum einen durch die Ausbreitung besonders virulenter Stämme bedingt, wird aber wohl auch verstärkt durch eine nachlassende allgemeine Hygiene, Einsparungen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in den Hygieneinstituten und dadurch, dass sich Menschen aus Angst um Ihren Arbeitsplatz sich nicht krankschreiben lassen und die Krankheit so verbreiten.